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Gustav Thöni – König der Skipiste

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Der Weg an die Weltspitze

Am 28. Februar 1951 wird Gustav Thöni in Trafoi geboren – wie es scheint, nicht zufällig im Winter. Schon mit den ersten Skiern Marke Opa-Eigenbau übt Gustav Schritte im Schnee, am Stilfser Joch sind es erste Schwünge – stets gecoacht von Vater Georg, „Typ halb Fürst Orsini, halb Luis Trenker“, wie die Zeitschrift SkiWelt einmal schreibt, und selbst Skilehrer. Thöni jun. wird so zu einem der größten Skitalente seit Jahrzehnten. Als 14-Jähriger siegt er beim prestigeträchtigen Topolino-Rennen am Monte Bondone, der Sprung in die Nationalmannschaft gelingt mit 17. Am 27. März 1969 gewinnt Gustav in Val d’Isere einen Riesentorlauf, der zwar zum Alpencup gehört, bei dem aber die gesamte Weltelite am Start steht – für die Azzurri „der erste große internationale Erfolg bei einem wirklich großen Rennen“ seit Jahren, wie die Gazzetta dello Sport schreibt. Und die Tageszeitung Dolomiten hat recht, wenn sie titelt: „Gustav Thöni stößt zur Weltelite vor“.

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Enttäuschung daheim: die WM 1970 in Gröden

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Was sich abgezeichnet hatte, wird im Winter 1969/70 zur Gewissheit: Gustav Thöni ist der Mann, den es zu schlagen gilt. „Ein italienischer Bambino“ stehle den Routiniers die Schau, schreibt die Bild-Zeitung. Thöni fährt Sieg um Sieg ein, seine revolutionäre Umsteigetechnik wird zum Maß aller Dinge und Gustav selbst zur Trumpfkarte bei der WM 1970 in Gröden. Die Euphorie um den Trafoier kennt dort keine Grenzen, er wird bejubelt, belagert, bedrängt. Nur sportlich klappt es nicht wie erhofft. Im Slalom fährt Thöni als Vierter knapp an den Medaillen vorbei, im Riesentorlauf ist nach einem Ausrutscher schon nach drei Toren Schluss. Trotzdem: Italien steht auch nach der verpatzten Heim-WM zu seinem neuen Star. „Thöni hat kein Drama daraus gemacht: keine Tränen, keine Vorwürfe, keine Opferrolle, keine Entschuldigungen“, liest man im Corriere dello Sport. „Er hat in Schönheit verloren und das ist manchmal sehr viel schwieriger, als gewinnen zu können.“

Eins, zwei, drei: der Gesamtweltcup-Hattrick

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Die Heim-WM 1970 bricht Gustav Thöni nicht das Genick. Im Gegenteil: Er geht noch stärker in die Saison 1970/71, fährt in 17 Rennen elf Mal aufs Podest und steht im Frühjahr erstmals als Gesamtweltcupsieger fest. In Südtirol löst dieser Erfolg eine nie dagewesene Euphorie aus. „Das ist ein magischer Augenblick, der gerade erst angefangen hat, dazu bestimmt ist, lange anzudauern, und dessen Ende man noch nicht vorhersehen kann“, jubelt die Bozner Tageszeitung Alto Adige. Ihr deutschsprachiges Pendant, die Dolomiten, stimmt mit ein: „Südtirol hat den derzeit besten alpinen Skirennläufer der Welt!“ Und den will das ganze Land sehen. Thöni wird begeistert empfangen, herumgereicht, beglückwünscht. Dabei sind die Jubelfeiern des Jahres 1971 auch so etwas wie ein Warmlaufen, es folgen schließlich zwei weitere Gesamtweltcupsiege in den beiden Jahren danach. Gustav Thöni und die große Kristallkugel: Dieses Paar ist 1971 bis 1973 unzertrennlich.

Anschieber und Hauptakteur: die „Valanga Azzurra“

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Was bei all den Erfolgen Gustav Thönis fast unterzugehen droht: In seinem Fahrwasser reift das wohl beste Technikerteam der Geschichte heran. Das wird am 7. Jänner 1974 selbst jenen klar, die mit Skisport wenig am Hut haben. Beim Riesentorlauf in Berchtesgaden fahren die „Azzurri“ einen Fünffachtriumph ein. „Sulla Coppa del Mondo di sci è scesa la valanga azzurra“, auf den Weltcup sei eine azurblaue Lawine niedergegangen, titelt der Corriere della Sera. Diese „Valanga Azzurra“, deren Impulsgeber, Anschieber, Vorbild und Aushängeschild Gustav Thöni war, wird ein ganzes Jahrzehnt prägen. So holen die Azzurri von 1970 bis 1979 sechs Olympiamedaillen (zwei aus Gold), sechs WM-Medaillen (vier aus Gold), fünf Gesamtweltcups, sechs Disziplinen-Wertungen und 156 Podiumsplatzierungen im Weltcup. Die „Valanga Azzurra“ gehört damit zu den erfolgreichsten Sportteams überhaupt und sorgt in Italien für einen wahren Skiboom: auf der Piste und vor dem Fernseher.

Doppelgold: die WM in St. Moritz 1974

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Die „Valanga Azzurra“ rollt, die Italiener haben sich zu einem Volk der Skifahrer und Skifans entwickelt: Die Weltmeisterschaft in St. Moritz kommt 1974 also zur rechten Zeit. Schon beim Riesentorlauf fährt Gustav Thöni die Konkurrenz vor 12 000 Zuschauern in Grund und Boden und gewinnt WM-Gold. Beim Slalom sind es dann mehr als 20 000 Zuschauer. Nur: Mit 1,48 Sekunden Rückstand landet Thöni in Durchgang eins auf Rang acht. „Ja, gut, eine Medaille habe ich und die zweite ist eh verloren …“, denkt sich Thöni vor dem zweiten Lauf und fährt auf Teufel komm raus. Es wird ein Jahrhundertlauf. Nicht nur, dass der Trafoier sich damit Gold Nummer zwei sichert, es ist eines, das besonders hell schimmert. „So etwas hat es noch nie gegeben“, kommentiert damals Franz Klammer. Und die Tageszeitung La Stampa schreibt: „Im zweiten Lauf ist Thöni gefahren wie noch nie in seinem Leben und wie noch nie ein anderer Skifahrer auf der Welt gefahren ist.“

Finale furioso: die Weltcupentscheidung 1975

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Der Weltcupwinter 1974/75 ist jener der knappen Entscheidungen. Der ganz, ganz knappen. Zuerst fährt Gustav Thöni auf der Streif in Kitzbühel um drei Tausendstelsekunden am Sieg vorbei, danach gehen gleich drei Läufer punktegleich ins Weltcupfinale: Franz Klammer, Ingemar Stenmark und Gustav Thöni. 32 000 Zuschauer vor Ort und 150 Millionen im Fernsehen verfolgen das Finale in Gröden, Zahlen, die es bis dahin nur für die erste Mondlandung gegeben hatte. Im Grödner Parallelslalom kämpfen sich tatsächlich Thöni und Stenmark in den Finallauf vor. Der Hexenkessel am Fuß des Ronc-Hangs brodelt, nach fast vier Stunden Rennen sind alle mit den Nerven am Ende. Nur einer scheint cool geblieben zu sein: Gustav Thöni. Er geht den Finallauf an wie ein Besessener und zwingt Stenmark in die Knie. „Seine Majestät, Gustav der Vierte“, titelt die Tageszeitung La Stampa nach dem historischen Finale. Mehr ist nach Kristallkugel Nummer vier auch nicht zu sagen.

Dreimal Olympia

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Olympische Spiele sind die Krönung eines Sportlerlebens, und Gustav Thöni durfte gleich drei davon miterleben. Nicht als Randfigur, versteht sich, sondern stets in einer Hauptrolle. Das gilt vor allem für die Spiele 1972 im japanischen Sapporo, bei denen Thöni mit Gold im Riesentorlauf und Silber im Slalom (vor Roland Thöni übrigens) gleich zweimal Edelmetall abräumt. Thönis Goldene ist damals wie Benzin, das man in das Feuer der italienischen Skibegeisterung gießt. Vier Jahre später geht Thöni als Star in die „Heim“-Spiele von Innsbruck. Als erster Südtiroler führt er die Azzurri als Fahnenträger an und auch sportlich zeigt der Trafoier auf. Er gewinnt Olympiasilber im Slalom. Die Spiele 1980 in Lake Placid sind die einzigen, bei denen Thöni ohne Edelmetall bleibt. Sie sind so etwas wie der Schlussstrich unter einer einmaligen Karriere, die große Bühne, auf der ein Weltstar nach einem erfolgsverwöhnten Jahrzehnt seinen Hut nehmen kann.

Ein Star in neuen Rollen

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Im Frühjahr 1980 beendet Gustav Thöni seine Karriere als Aktiver, in seinem „neuen“ Leben versucht er sich gleich in mehreren neuen Rollen: als Hotelier, als Geschäftsmann (er gründet eine Sportartikelfirma mit Fußballstar Paolo Rossi), sogar als Schauspieler. Schon 1982 kehrt er allerdings als Techniktrainer ins Team der Azzurri zurück, das erst mit einem Mann wieder Erfolgsluft schnuppert: Alberto Tomba. Der exaltierte Bologneser mischt den Skizirkus auf – und auch seine eigene Mannschaft. Daher setzt man auf ein Privatteam unter Führung Gustav Thönis. Er ist einer der wenigen, von denen Tomba Anweisungen entgegennimmt. „Die kalte Fusion“ der beiden so unterschiedlichen Charaktere funktioniert, Thöni führt Tomba von Erfolg zu Erfolg. In der Nach-Tomba-Ära arbeitet sich Thöni bis zum Alpin- und Sportchef hoch, danach zieht er sich ins Privatleben zurück und damit dorthin, wo er sich ohnehin am wohlsten fühlt: nach Trafoi und in die Familie.

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